Die GM Suisse SA von 1935 - 1975
1934 reiste eine amerikanische Delegation in die Schweiz um nach einem Standort für ein Automobilmontagewerk zu suchen. Der Bieler Stadtpräsident nutzte diese Gelegenheit und bot Ed Riley an, eine Fabrik auf Kosten der Stadt zu errichten. Das Gelände hierfür sahen sich die Amerikaner im Herbst 1934 an und waren begeistert, da das 30000m² große Areal in direkter Nähe des Bahnhofs lag und einen Gleisanschluss hatte. Nachdem am 19. Mai 1935 auch die Bieler Bevölkerung dem Kreditbegehren über 2 Mio. Schweizer Franken zustimmte, konnte schon im Juni mit dem Aushub für die Fundamente begonnen werden. Das Fabrikgebäude wurde nach Plänen von General Motors gebaut und gegen einen Mietzins von 8% der Erstellungskosten, ohne Erhebung einer Gemeindesteuer von der Stadt Biel zur Verfügung gestellt. Man muss dazu sagen, dass die Arbeitslosigkeit in der Schweiz zu der Zeit sehr hoch war. In Biel lag die Arbeitslosenrate bei 19% und man war froh um jeden neu geschaffenen Arbeitsplatz.
1936: Am 5. Februar läuft der erste Wagen, ein Buick Eight vom Montageband.
Auch bei GM Suisse wurden die Karosserieteile und die mechanischen Teile aus den USA geliefert. Viele Schweizer Firmen lieferten Bestandteile und Zubehöre wie Stoffe und Teppiche, Autoglas, Batterien, Reifen und elektrische Anlagen. Die Polsterfüllungen der Montage-Suisse Wagen stammte z.B. von der Firma Roviva aus Wangen an der Aare. Insgesamt lieferten rund 1200 Firmen aus 22 Kantonen regelmäßig Materialien an, wodurch das Fahrzeug ein mehrheitlich schweizerisches Erzeugnis wird.
Wegen dem 2. Weltkrieg wurden von 1942 – 1945 keine Fahrzeuge produziert. In diesem Zeitraum wurde ein Teil des Fabrikgebäudes an das Rote Kreuz vermietet. In den übrigen Werkhallen wurden von den Sattlern Tornister für die Armee und von den Schweissern Munitionskisten für die Schweizer Waffenfabrik in Altdorf produziert. Parallel dazu wurden Azetylen-Generatoren für den Antrieb von Personenwagen entwickelt und gebaut. Außerdem wurde im Werk Biel eine Reparaturwerkstätte für Eisenbahnwaggons der Schweizerischen Bundesbahn eingerichtet.
1947: Die General Motors Suisse SA kaufte die Fabrikgebäude von der Stadt Biel und stellte sie wieder für die Automobilproduktion um.
1957: Ein neues Ersatzteillager mit einer Lagerfläche von 11.400m² wird gebaut und das Montagewerk Biel für 24 Mio. Schweizer Franken modernisiert um die Produktion verdoppeln zu können.
Von 1947 – 1962 war die General Motors Suisse auch für die Lieferung und Betreuung von Österreich und Italien zuständig. Erst 1962 wurden eigene GM Niederlassungen in Österreich und Italien eingerichtet.
1966: In Studen bei Biel wurde ein 147.000m² großes Lager- und Auslieferungszentrum in Betrieb genommen. Das Areal bot 6000 Fahrzeugen Platz und hatte einen eigenen Bahnanschluss mit 4 Gleisen.
1969: In diesem Jahr erreichte man einen absoluten Produnktionsrekord mit 18.265 montierten Wagen. Somit lief 1969 alle 2 Minuten ein Fahrzeug vom Band.
Je größer die Nachfrage wurde, umso mehr Fahrzeuge musste zusätzlich importiert werden. So verkaufte General Motors 1970 in der Schweiz 28.017 Fahrzeuge, die Bieler Produktion konnte aber trotz voller Auslastung nur 17.102 Fahrzeuge montieren.
1973 / 1974 war eigentlich geplant die Opel Diplomat Modelle für den gesamten Weltmarkt in Biel zu produzieren und Rüsselsheim somit zu entlasten. Die Ölkrise im Herbst 1973 machte diese Pläne zunichte.
1975: Am 15. August lief das letzte Fahrzeug vom Band des Montagewerks Biel. Es war ein Opel Rekord Caravan.
Für uns US-Car Interessierte dürfte die Tabelle mit den Produktionszahlen am interessantesten sein. Hier sieht man, dass nur ein kleiner Teil der US-Cars mit dem Typenschild GM Suisse SA auch tatsächlich in Biel vom Band liefen.
Einen ersten Hinweis gibt das Emblem im Kühlergrill, es gab ein Emblem für die Montage in der Schweiz und eins für die Importfahrzeuge.
Zu den ca. 18000 pro Jahr produzierten Fahrzeuge, wurden von der General Motors Suisse SA ca. 9000 Automobile importiert. Wegen der geringen Stückzahlen und aufgrund von Produktionsengpässen im Werk Biel, wurden folgende Marken und Modelle importiert: Buick, Cadillac, Chevrolet, Oldsmobile, Pontiac und eine Reihe von Opel und Vauxhall Modellen, sowie Bedford Lastwagen.
Die importierten Fahrzeuge wurden bei Anlieferung im Lager Studen, vom Schutzwachs gereinigt und auf einem Funktionsprüfstand (bis 140km/h und bis 300PS), Bremsenprüfstand und einer Beregnungsanlage geprüft. Gefundene Mängel wurden an Ort und Stelle behoben und die Fahrzeuge den Zulassungsbestimmungen in der Schweiz angepaßt. Danach wurden die Fahrzeuge wieder mit einer Schutzwachsschicht überzogen und vor der Auslieferung an den Händler, erneut einer Inspektion unterzogen.
Links zum Thema:
Schweizerische Bauzeitung, Band 109/110 aus dem Jahr 1937: Automobilfabirk der GM S.A. Biel
Schweizerische Bauzeitung, Band 77 aus dem Jahr 1959: Automobilfabirk der GM S.A. Biel
|